Ein schalldichter Raum, keine 15 Quadratmeter groß. Das einzige Fenster in den dicken Wänden geht auf den mit Teppichboden ausgelegten Korridor. Außen über der Tür eine große Leuchtanzeige mit der Aufschrift "On Air" (Auf Sendung). Innen zwei Sitzgelegenheiten, davor ein Schaltpult mit vielen Knöpfen, Mikrofonen, Tonbandmaschinen und sonstigen Geräten -- das ist eines der Studios, in denen die Sendungen der deutschsprachigen Abteilung von Radio Taipei International (RTI) entstehen.
Anders als die auf UKW oder Mittelwelle sendenden großen Rundfunkanstalten produziert das Team von RTI kein tages- oder abendfüllendes Programm, denn schließlich besteht die Redaktion nur aus drei festen und vier freien MitarbeiterInnen. Wer ein Radiogerät mit Kurzwellenbereich sein eigen nennt, kann täglich eine Stunde Programm von RTI hören. Mit einem handelsüblichen Radiogerät oder dem "Tuner" einer Stereoanlage mit UKW und Mittelwelle kann man RTI nicht empfangen.
Seit dem Siegeszug des Fernsehens hat das Medium Rundfunk an Bedeutung verloren, und im Zeitalter von Video, Internet und E-Mail liegt der Schluß nahe, daß eine auf Kurzwelle sendende Rundfunkstation in Taiwan mit deutschsprachigem Programm nur eine sehr kleine Hörergemeinde erreicht. Umso überraschender ist der Umfang des Echos, das zum Sender zurückkommt: Jeden Monat gehen durchschnittlich 200 bis 300 Hörerbriefe bei der RTI-Redaktion ein. Die Post stammt größtenteils aus dem deutschsprachigen Raum, doch einige Briefe werden auch in den Beneluxländern, im baltischen Raum, Nordamerika oder Australien aufgegeben.
Der größte Teil der Schreiben sind allerdings Empfangsberichte, in denen Hörer über die Empfangsqualität Auskunft geben. Als Dank für einen korrekten Empfangsbericht antwortet die Redaktion in der Regel mit einer sogenannten "QSL-Karte", die unter Kurzwellenfans als Sammelobjekt begehrt ist. [ "QSL" ist ursprünglich ein Begriff aus dem Amateurfunk und bedeutet "Bestätigung": Funkamateure schicken sich gegenseitig QSL-Karten als Bestätigung einer Funkverbindung.]
Oft bitten die Hörer auch um eine Auskunft und möchten beispielsweise wissen, ob in Taiwan Ostern gefeiert wird (was nicht der Fall ist). "Wegen Personalmangels können wir leider nur die allerwichtigsten Anfragen und Briefe ausführlicher beantworten", bedauert Henning Klöter, studierter Sinologe und seit April 1997 fester Mitarbeiter der RTI-Redaktion. Die schreibfreudigsten Hörer werden mit der vierseitigen Programmbroschüre "RTIntern" versorgt, die alle zwei Monate mit einer Auflage von 200 Stück erscheint.
Die Hörerpost gibt der Redaktion auch Aufschluß über das Profil der Hörer, bei denen es sich vorwiegend um ältere Leute handelt. Das Programm wird aber nicht speziell auf Senioren zugeschnitten, um jüngere Hörer nicht abzuschrecken. "Ich stelle mir einfach Freunde oder auch ältere Verwandte vor und überlege mir, was die gerne hören würden", plaudert Achim Kehlenbach, der nach mehreren Monaten als freier Mitarbeiter Anfang April dieses Jahres fest bei RTI eingestellt wurde. RTI hat heute auch viele jüngere Hörer, darunter Studierende, Ärzte und Professoren. "Der jüngste Hörer, von dem wir Post gekriegt haben, war 15 Jahre alt", teilt Klöter mit.
Trotz der relativ kurzen Sendezeit von nur einer Stunde täglich kommt in den Sendungen von RTI eine große Vielfalt von Themen zur Sprache: Auf dem Sendeplan des Wochenprogramms stehen neben Tagesnachrichten unter anderem Sendungen wie "Aus Politik und Gesellschaft", " Geschichte Taiwans", "Wirtschaftsbericht", "Kulturpanorama", "Musikszene Taiwan", "Reise durch Taiwan", "Chinesisch per Funk" und ein Wochenrückblick, wodurch man ein facettenreiches Bild der Republik China erhalten kann (siehe auch Kasten Seite 21). "Wir möchten mit unseren Sendungen ein möglichst umfassendes Bild von Taiwan geben", bestätigt Kehlenbach. " Der Programmschwerpunkt liegt aber immer noch auf Politik", bemerkt Chiu Bihui, Chefredakteurin der deutschen Abteilung von RTI. " Weil die deutschen Hörer sehr kritisch sind, präsentieren wir nicht nur die Schokoladenseite, sondern auch die Schattenseiten."
Das einstündige Programm beginnt täglich (außer sonntags) mit etwa zwölf Minuten aktuellen Nachrichten. Das Material für die Meldungen stammt zum großen Teil aus der chinesischen Tagespresse in Taiwan, aber auch aus den in Taiwan erscheinenden englischsprachigen Tageszeitungen wie der China Post und den China News. Die Presseabteilung der Sendeanstalt CBS (Central Broadcasting System ), zu der RTI seit dem 1. Januar 1998 gehört, versorgt die Redakteure zehnmal am Tag mit Meldungen in chinesischer Sprache.
Für die weniger aktuellen Sendungen wird unter anderem auch ausländisches Material in englischer Sprache verarbeitet, darunter angesehene Zeitschriften wie der Economist (aus London) oder der Far Eastern Economic Review (aus Hongkong). "Gerade in Bezug auf Geschichte oder Wirtschaft ist chinesisches Material oft zu detailliert oder setzt zuviel Hintergrundwissen voraus", begründet Kehlenbach. "Die Hörer brauchen aber nur einen allgemeinen Überblick."
Für das im Rahmen der Sendung "Porträt" geführte Interview der Woche geben Zeitungsberichte allenfalls Anregungen und liefern Hintergrundinformationen. Die Sendung wird im übrigen komplett in Eigenrecherche erarbeitet, wobei die Kenntnis der chinesischen Umgangssprache unverzichtbar ist: "Unsere Interviewpartner sind nicht nur bedeutende Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur, sondern manchmal auch einfache Leute aus verschiedenen Gesellschaftsschichten, Menschen von nebenan. Das interessiert die Hörer", findet Klöter.
Bei der Auswahl der in den Sendungen behandelten Themen berücksichtigt das RTI-Team oft Wünsche und Anfragen aus der Hörerpost. "Das ist ein ganz wichtiger Bestandteil unserer Arbeit", hebt Klöter hervor. "Gerade in den letzten Monaten gab es sehr viel Feedback und Unterstützung von unseren Hörern. Viele wollen etwa beim Sport wissen, was in Taiwan populär ist, also berichten wir auch über Baseball und Basketball." Es wird aber auch über in Deutschland populäre Sportarten berichtet, beispielsweise über die Taiwan-Radrundfahrt. "Zur Fußballweltmeisterschaft diesen Sommer möchten wir den Trainer von Taiwans Fußballnationalmannschaft interviewen -- falls Taiwan eine hat", kündigt Kehlenbach an.
In der Sendung "Briefkasten" werden Anfragen der Hörer beantwortet und die Absender der bearbeiteten Zuschriften namentlich genannt. Das und der lockere Stil dieser Sendung sind die Gründe dafür, daß der Briefkasten laut Hörerecho eines der beliebtesten Programme von RTI ist. "Dazu kommt noch das Überraschungsmoment, weil die Hörer vorher ja nicht wissen, welche Anfragen beantwortet werden", fügt Klöter hinzu.
Im großen und ganzen orientiert sich der redaktionelle Arbeitsablauf an dem in der Programmübersicht vorgegebenen Wochenplan. Bei unvorhergesehenen aktuellen Anlässen wie dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking (4. Juni 1989) oder dem Absturz des China-Airlines-Airbusses auf dem Internationalen Chiang Kai-shek-Flughafen in Taoyuan am 16. Februar dieses Jahres wird das Programm jedoch geändert und vorher aufgezeichnete Beiträge zugunsten von Sonderberichten gestrichen.
Über Arbeitsmangel können sich die MitarbeiterInnen von RTI aber auch zu Normalzeiten nicht beklagen: Jede Woche wollen achtzehn verschiedene Sendungen geschrieben und dann im Studio aufgezeichnet werden, und für die Festangestellten sind als tägliche Arbeitszeit offiziell nur vier Stunden vorgesehen. Das reicht natürlich nicht, und oft genug sind die Redakteure doppelt so lang im Büro.
Die Studiozeiten sind ebenfalls recht knapp bemessen. "Wir haben pro Tag nur drei Stunden Zeit, um eine Stunde Programm aufzunehmen", verrät Klöter. Die 14 Studios im Sender muß man sich mit den Redaktionen der anderen Fremdsprachen bei CBS (Arabisch, Englisch, Französisch, Indonesisch, Japanisch, Russisch, Spanisch, Thailändisch, Vietnamesisch) teilen. Die Verwaltung hat für die Studios einen regelrechten Stundenplan ausgearbeitet, und wer seine Aufnahmezeit überzieht, wird mitunter kurzerhand vor die Tür gesetzt. "Das passiert fast täglich, aber keiner nimmt es dem anderen übel, weil die Kollegen füreinander Verständnis haben", erzählt Kehlenbach. Auch Klöter lobt die gute Arbeitsatmosphäre: "Selbst bei Gedränge vor den Studios gibt es nur sehr selten Streit."
Innerhalb der jungen Redaktion -- keiner der Mitarbeiter ist über 40 -- klappt das Teamwork wie am Schnürchen. Eine formelle "Redaktionssitzung" findet zwar nicht statt, dafür halten die Kollegen vormittags vor Arbeitsbeginn telefonischen Kontakt oder besprechen alles Nötige beim gemeinsamen Mittagessen. Diese enge Abstimmung ist aus zwei Gründen nötig: Zum einen zur Vermeidung inhaltlicher Überschneidungen, denn gerade im Bereich Politik haben manche von verschiedenen Mitarbeitern produzierten Sendungen ähnliche Themen. Zum anderen werden manche Sendungen ( "Briefkasten", "Rundschau") in Dialogform von zwei Redakteuren gesprochen.

Die freien Mitarbeiterinnen Eva Triendl, Uta Rindfleisch, Bettina Chen und Hong Wen-tsien können dagegen etwas unabhängiger arbeiten, da ihre Sendungen meist keinen so unmittelbaren aktuellen Bezug haben wie Tagesnachrichten oder politische Kommentare. Sie gestalten unter anderem Programme wie "Reise durch Taiwan", "Traditionelle Musik", "Schatzkästchen" (in der ins Deutsche übersetzte chinesische Märchen vorgelesen werden) oder beantworten die Hörerpost.
Einen eigens als Sprecher beschäftigten Mitarbeiter hat die Redaktion nicht -- die festen wie die freien Mitarbeiter sprechen ihre Sendungen selbst, sogar wenn bei einer Erkältung die Stimme belegt klingt. "Dagegen kann man nichts machen", konstatiert Eva Triendl, seit fünf Jahren freie Mitarbeiterin bei RTI. "Bei totaler Stimmlosigkeit kann schon mal ein Kollege einspringen, aber ansonsten blendet man Husten oder ähnliche Geräusche durch die Aufnahmetechnik aus."
Ein Sprechtraining wie bei den großen Fernseh- und Rundfunkanstalten gibt es nicht, und eine sogenannte "Mikrofonstimme" ist auch kein entscheidendes Einstellungskriterium. "Man muß seine Ansprüche eben etwas herunterschrauben", stellt Klöter fest. "Bei uns muß man kein professioneller Sprecher sein. Allerdings wird vorausgesetzt, daß die Mitarbeiter Deutsch, Englisch und Chinesisch beherrschen und verständlich sprechen können."
Beim Schreiben der Skripte muß ein/e RTI-Redakteur/in immer daran denken, daß der Text gesendet und nicht gedruckt wird. "Vieles muß einfach formuliert werden, damit wir die Hörer nicht überfordern", unterstreicht Kehlenbach. "Wenn wir zum Beispiel nach einer Viertelstunde Nachrichten gleich noch eine Sendung bringen und zwischendurch keine Musik spielen, bedeutet das für den Hörer 25 Minuten konzentriertes Zuhören. Das ist besonders dann anstrengend, wenn in dem Text viele chinesische Personennamen vorkommen."
Immerhin gibt es alle zwei bis drei Tage eine Musiksendung bei RTI. Die Vorbereitung dieser Sendungen ist für die Redakteure nicht so arbeitsintensiv, weil sie dabei Musik von der Konserve abspielen und selbst nicht so viel Text vorbereiten müssen. Von CDs abgespielte Musik erreicht den Hörer in der Ferne in noch annehmbarer Qualität.
Im Studio wird keine Musik aufgenommen. Zwar ist die Ausstattung seit dem Umzug ins neue CBS-Gebäude recht modern, reicht aber für professionelle Musikaufnahmen in CD-Qualität nicht aus. Für die im Studio gesprochenen Sendungen und Interviews oder Musik von der CD reicht das Equipment aber allemal. Gesprochenes wird digital aufgenommen, und der Rest des Ablaufes ist komplett computerisiert.
Die am 1. Januar 1998 wirksam gewordene Umstrukturierung des Senders ist nicht die erste in seiner Geschichte. Das Medium Radio kam in China zu Beginn der zwanziger Jahre auf. Die Sendeanstalt CBS wurde am 1. August 1928 von der Zentralregierung der Republik China in der Hauptstadt Nanking offiziell gegründet. Die ersten Programme wurden über einen 500-Watt-Sender in den Äther geschickt, doch schon 1932 wurde ein 75-Kilowatt-Sender in Betrieb genommen, womit die Sendeleistung Japans oder der Sowjetunion weit übertroffen wurde. Nach dem Beginn des japanischen Angriffskrieges gegen China 1937 fiel die Republikhauptstadt in die Hand der Invasionsarmee, und CBS wurde im Laufe des Rückzugs der chinesischen Regierung nach Westen verlegt -- zunächst nach Hankou, dann in die Stadt Chongqing, die während des Krieges als provisorische Hauptstadt diente. Während des Krieges wurde auch mit dem internationalen Sendeprogramm begonnen. Nach Japans Kapitulation 1945 kehrte CBS nach Nanking zurück und wurde nach der Umsetzung der Verfassung der Republik ein Jahr später unter dem Namen BCC reorganisiert.
Nach der Machtübernahme der Kommunisten auf dem chinesischen Festland kam die Rundfunkanstalt 1949 nach Tai wan. Der Name CBS erschien 1950 wieder aus der Versenkung, als die BCC unter dem Namen CBS mit der Ausstrahlung von Propagandasendungen aufs chinesische Festland begann. CBS wurde schließlich im Jahre 1972 -- ein Jahr nach dem Rückzug der Republik China aus der UNO -- ein von der BCC unabhängiger Sender und von der Regierungspartei Kuomintang (KMT) gesponsort. 1980 wurde die Aufsicht über CBS dem Verteidigungsministerium der Republik China übertragen.
Die heute zu CBS gehörende deutschsprachige Abteilung von RTI entstand 1986 innerhalb der internationalen Sendeabteilung (International Broadcasting Department ) von BCC unter dem Namen "Voice of Free China" (VoFC) und sendete unter diesem Namen bis Ende Dezember 1997 weiter.
1992 kam Bewegung in Taiwans Rundfunklandschaft, als die Regierung ein 1959 verfügtes Neugründungsverbot für private Radiosender aufhob und achtzig AM- und FM-Frequenzen für neue kommerzielle Rundfunkgesellschaften freigab. Gleichzeitig wurden in einer Überarbeitung des Rundfunk- und Fernsehgesetzes von 1982 außerdem Verordnungen über die Sendeinhalte liberalisiert. Im November 1997 gab es in Taiwan 65 Rundfunkanstalten, 10 staatliche und 55 private.
Am 17. Januar 1996 beschloß das Parlament der Republik China die Fusion von CBS mit der internationalen Sendeabteilung der BCC. Kurz nach Amtsantritt der neuen Intendantin Gloria Chu(朱婉清) wurde im August 1997 die bis jetzt letzte Reorganisierung des Senders in Angriff genommen und der Sender CBS zur Jahreswende unter dem Namen RTI formell neu gegründet. Damit wurde CBS zu einer öffentlich-rechtlichen Medienanstalt, die aus Steuergeldern finanziert wird und übrigens keine Werbung machen darf.
CBS pflegt auch Kontakte zu Medienanstalten im Ausland. Vor der jüngsten Umstrukturierung gab es gegenseitige Besuche des leitenden Personals der VoFC und der Deutschen Welle. Ein Techniker der Deutschen Welle half im Juni 1997 bei der Computerisierung der VoFC. Zur Gründung von RTI am 1. Januar 1998 hielt der Intendant der Deutschen Welle, Dieter Weirich, eine kurze Rede, die dann in der Ersttagssendung ausgestrahlt wurde, was nach Auskunft von Henning Klöter von den Hörern sehr positiv aufgenommen wurde. Die Redaktion der deutschen Abteilung von RTI erhofft sich eine Fortsetzung der Kooperation mit der Deutschen Welle.
Seit Umstrukturierung und Umzug hat sich bei RTI vieles zum Positiven verändert. Die Aufnahmetechnik ist moderner, und seit April gibt es drei feste Mitarbeiter anstatt zwei. Der Status Quo ist für die Redakteure aber noch lange nicht zufriedenstellend: Der Platz- und Personalmangel läßt einen Dienst nach Wunsch bisher noch nicht zu. "Die meisten Kurzwellensender mit einer Deutschabteilung haben im Durchschnitt acht feste Mitarbeiter, und Radio Peking hat sogar mehr als doppelt so viele -- plus einen deutschen Mitarbeiter, der nur für's Korrigieren zuständig ist", enthüllt Chiu Bihui.
"Mit mehr Personal könnten wir unseren Hörerservice verbessern, mehr Post beantworten und interessierten Hörern unsere Skripte in korrigierter Fassung zuschicken", fährt Klöter fort. "Aus Zeitmangel muß ich die Skripte bis jetzt noch in Rohfassung, also oft mit Druckfehlern, losschicken. Ich würde auch gern selbst zu Pressekonferenzen hinfahren, um Informationen aus erster Hand liefern und Originalstimmen verwenden zu können."
Die Redakteure würden für ihre Sendungen gerne mehr selbst recherchieren und Interviews machen, doch wegen der zu dünnen Personaldecke ist das oft nicht machbar. Wegen des Personalmangels bleibt auch wenig Zeit, die Skripte der Kollegen korrekturzulesen. Eine Linderung des Mißstandes ist jedoch nicht in Sicht.
Eine Verlängerung der Sendezeit ist in absehbarer Zeit nicht geplant, wohl aber die Nutzung der neuen Medien wie Internet und E-Mail. "Möglicherweise kann man schon im kommenden Jahr RTI per Real Audio Play im Internet hören", hofft Chiu Bihui. Da das Kurzwellenradio langsam aus der Mode kommt und auf der anderen Seite sich immer mehr Menschen ins Internet einklinken, könnte man auf diese Weise neue Hörerschichten erschließen. "Man könnte die Informationen auch in anderer Form anbieten, etwa als E-Mail-Abonnement", regt Klöter an. "Dazu bräuchte man aber wieder mehr Leute, um die Texte in äußerlich einwandfreier Form zu verschicken. Kürzungen des Kurzwellenbereichs wegen der neuen Medien stehen aber keinesfalls zu Debatte."
Es gibt auch Pläne für die Verbesserung der zuweilen mangelhaften Empfangsqualität. Gegenwärtig werden die Sendungen direkt ab Taiwan und zusätzlich über eine Relaisstation in Florida ausgestrahlt. "Im letzten Winter war die Relaisstation Florida wegen der schlechten Qualität der taiwanesischen Direktfrequenz unsere Rettung", räumt Klöter ein. Zur Zeit laufen Verhandlungen, damit in Zukunft das RTI-Programm auch über Radio Moskau ausgestrahlt werden kann, wovon vor allem die Hörer in Mitteleuropa profitieren würden. "Ob das klappt, ist aber noch nicht sicher", sagt Chiu Bihui. "Wir haben zwar schon eine Vereinbarung mit den Russen getroffen, aber eine Verwirklichung hängt auch davon ab, wie Peking reagiert. Der Kreml möchte wegen einer Radiofrequenz sicher nicht seine Beziehungen mit der Volksrepublik China aufs Spiel setzen."
Selbst wenn RTI später nicht über Radio Moskau senden könnte, die Existenz des Senders ist auf jeden Fall gesichert. "Da bin ich optimistisch", versichert Chiu Bihui. "Die deutsche Seite hat Interesse an den Programmen von Radio Taipei International, weil man in Deutschland nicht so einfach Informationen über die Republik China auf Taiwan bekommen kann." Es sei denn, man liest Freies China oder verfügt über einen Kurzwellenempfänger.
Radio Taipei International -- Programm, Sendezeiten, Frequenzen
Pro Tag zeichnet die deutschsprachige Abteilung von RTI im CBS-Studio in Taipei eine Stunde Programm auf, das dann vom Sender in Taiwan und auch über die Relaisstation Florida im Laufe des Tages dreimal ausgestrahlt wird: das erste Mal um 18 Uhr UTC, das zweite Mal um 21 Uhr UTC und das letzte Mal am Morgen des darauffolgenden Tages um 6 Uhr UTC.
"UTC" (Universal time coordinated) entspricht der Standard-Weltzeit Greenwich Mean Time. Für die Mitteleuropäische Zeit (MEZ) zählt man eine Stunde, für die Mitteleuropäische Sommerzeit (MESZ) zwei Stunden hinzu:
0600 UTC = 7.00 MEZ = 8.00 MESZ; 1800 UTC = 19.00 MEZ = 20.00 MESZ; 2100 UTC = 22.00 MEZ = 23.00 MESZ.
Sonntagabends und an den darauffolgenden Montagmorgen wird dagegen nicht jeweils das gleiche Programm ausgestrahlt. Das Programm vom Sonntagabend 1800 UTC wird zwar am Montagmorgen 0600 UTC ohne Änderung wiederholt, unterscheidet sich jedoch vom Sendeprogramm am Sonntagabend um 2100 UTC (siehe auch die nebenstehende Programmübersicht von Radio Taipei International).
Zu den drei Sendezeiten werden jeweils verschiedene Frequenzen verwendet: Um 0600 UTC muß man den Kurzwellenempfänger auf 9985 Kilohertz (kHz) einstellen, um 1800 UTC auf 9955 kHz, und um 2100 UTC kann man zwischen den Frequenzen 15600 kHz und 17750 kHz wählen.
Weitere Informationen sind unter folgenden Adressen erhältlich:
Radio Taipei International Deutscher Dienst Postfach 20 05 53 53135 Bonn |
Radio Taipei International German Service PO-Box 24-38 Taipei 106, Taiwan R.O.C. |
Die Telefonnummer der Deutschen Redaktion von RTI bei CBS lautet +886-2-2591 8161, Durchwahl 386. Die Faxnummer ist +886-2-2598 2254. Im Internet hat die Deutschredaktion von RTI eine Homepage eingerichtet, die man unter der folgenden Adresse abrufen kann: http://www.cbs.org.tw/bprog/ger.htm Die E-Mail-Adressen lauten: hk122@ms18.hinet.net oder c0303@ms19.hinet.net |